Die Alte Totenkapelle von Gais – ein kunsthistorisches Juwel

Als vor rund 10 Jahren in Gais der Friedhof erweitert und die neue Friedhofskapelle gebaut wurde, geriet die alte Totenkapelle, das sogenannte Beinhaus, verständlicherweise in Vergessenheit. Es ist einem glücklichen Zufall zu danken, dass ich die Kunstexpertin Bampi Johanna kennenlernen durfte, die ihre Diplomarbeit an der Uni Wien über die Fresken der Totenkapelle Gais geschrieben hatte. Die Gunst der Stunde musste genutzt werden. Der Arbeitskreis Erwachsenenbildung im Pfarrgemeinderat lud sie zu einem Vortrag zu diesem Thema nach Gais ein. Von ihren Ausführungen war das zahlreich erschienene Publikum begeistert, und wohl einige Anwesende dürften damals erkannt haben, welch herausragendem kulturellen Schatz Gais im Stillen bewahrte. Ich setzte mir zum Ziele, einen Kunstführer herauszugeben, der dieses Juwel ins rechte Licht rücken sollte. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, ergeben sich die Dinge oft von allein. In enger Zusammenarbeit mit der verantwortlichen Gemeindereferentin für die EU-Förderprogramme, Großgasteiger Ulrike, gelang es schließlich, eine Generalsanierung des gesamten Ensembles über ein Leader-Projekt auf den Weg zu bringen. Das Entfeuchten des Mauerwerks, die Sicherung und Auffrischung der Fresken (ein einmaliges Jüngstes Gericht) und die Herausgabe eines Kunstführers waren damit gesichert. Im Verlaufe des Genehmigungsverfahrens einigte man sich in Absprache mit Dekan Martin Kammerer, im Inneren der Kapelle neben dem vortrefflich restaurierten und sehr wertvollen Sonnenburger Ornat auch den Reliquienschrein des der Bevölkerung völlig unbekannten Gaisinger Katakombenheiligen KONSTANTINUS II ganzjährig auszustellen. Damit bietet der sakrale Bau nun gleich Platz für mehrere Kunstschätze, die es verdienen, einem breiten Publikum zugänglich gemacht zu werden. Gais ist also um eine kleine und feine museale Einrichtung und um einen anschaulich bebilderten Kunstführer reicher. Sobald die derzeit grassierende Pandemie mit den verordneten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit endlich abgeklungen sein wird, kann dieses neue kleine Museum dann in aller Ruhe besichtigt werden.
Der Kunstführer wird im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen (28.05.) vorgestellt und kann danach im Büro des Pfarrhauses bezogen werden.
Josef Duregger (Herausgeber des Kunstführers)
Gais, im Herbst 2020